Erstelle eine Website wie diese mit WordPress.com
Erste Schritte

Wir drehen uns im Kreis

20.01.2023 Wir drehen uns im Kreis

Frankreich – Spanien – oder doch Frankreich. Nein, da ist es immer noch zu kalt, bleiben wir noch in Spanien. Obwohl, lieber in Frankreich dick anziehen und die Heizung laufen lassen, als noch weiter südlich zu fahren oder noch viel länger in Spanien zu bleiben?

Wir drehen uns irgendwie im Kreis, sind unentschlossen und eigentlich schon auf dem Weg Richtung Frankreich. Stehen in Lloret de Mar auf dem bislang teuersten Platz unserer Reise. Treffen uns mit Freunden aus der Heimat, die mit ihrem Wohnmobil weiter südlich wollen. Zwischenstop in Lloret, dem Touristen-Ort. Und das ist er wirklich. Uniforme Hotelklötze, gar nicht mal so hoch, aber irgendwie seelenlos, Massenabfertigung. Diskotheken, Bars – im Sommer wird hier das Nachtleben mehr als präsen und an Schlaf wird nicht zu denken sein.

Mittendrin eine Kirche. Mit bunten Fliesen auf den Dächern, mit einem bunten Relief an der Wand. Nicht von Gaudi aber ganz in seinem Stil gestaltet. Abwechslungsreich, farbenfroh, eine Wohltat fürs Auge. Krumm gewachsene Bäume beschatten den Platz vor der Kirchentür. Die hat sich grad geschlossen, Mittagspause! Das auch Kirchen Mittagspause machen müssen?? Und auch noch von 12:30 bis 16 Uhr….. Die allgegenwärtige Mittagspausenzeit, wir haben uns immer noch nicht daran gewöhnt.

Der Strand zieht sich halbmondförmig vor der Stadt von einem Ende der Bucht zum anderen. Felsen bilden den Abschluss. Gewundene Wege führen zu einer Aussichtsplattform auf der eine Frau aus Bronze steht und meditativ aufs Meer blickt. Irgendjemand hat ihr einen Zweig mit Blättern ans Haupt gesteckt. Draussen zieht ein Segler Richtung nächst gelegenem Hafen, unten donnern die Wellen gegen die Felsen. Ein riesiger Schwarm Möwen hockt auf dem Wasser, lässt sich hin und her schaukeln. Vereinzelte Exemplare fliegen auf, drehen eine Runde um sich kreischend wieder unters volk zu mischen.

Vor dem ansehnlichen Rathaus streckt sich ein Palmengesäumter Platz aus. Nur wenige Bars sind geöffnet, auch Lloret de Mar liegt im Winterschlaf. Auf dem Campingplatz stehen fast nur Wohnmobile. Wer zeltet auch schon im Winter? Die Sanitäranlagen werden etwas umgebaut, bleiben aber altbacken und moderniesierungsbedürftig. Im Pool steht sich das Wasser vom letzten Sommer grün und die Terrasse des kleinen Restaurants ist leer und unbestuhlt. Ein ruhiger Platz mit Blick auf die Hochhäuser am Stadtrand. In einer kleinen Bar 200 Meter treffen sich die Einheimischen zum Sonntagmittag, es herrscht Hochbetrieb, jeder Tisch ist besetzt, eine Kakophonie der Stimmen und Geräusche hängt über der Zeltterrasse.

Zwei Nächte stehen wir hier, die Nachbarin ist schon seit 2 Wochen hier, es ist ihr erster Urlaub mit Hund und Wohnmobil. Sie wundert sich schon, dass wir schon wieder fahren. 2 Wochen am gleichen Platz? Ja, aber nicht hier.

Die Freunde fahren nach Peniscola. Wir folgen etwas verhalten. Bewegen uns zurück. Hier waren wir doch schon, Hin-her-wieder zurück, das ist eigentlich nicht so unser Ding. Und wenn uns so gar kein Ziel einfällt, dann steuern wir gerne nochmal Altafulla an. Das Örtchen hat es uns angetan. Wir verbringen 2 Nächte auf unserem Stammparkplatz. Essen lecker Grillhähnchen mit Pommes. Denn das gastronomische Leben ist – zumindest am Wochenende – nach Altafulla zurück gekehrt. Hähnchengrill, Pizzeria und eine kleine konditorei haben wieder geöffnet. Und schon stehen die Leute Schlange, um eines der leckeren Grillhähnchen mit knusprigen Pommes direkt vor Ort zu verzehren oder in einer Tüte mit nach Hause zu nehmen. Wir stellen uns auch brav an. Die Hähnchen gibt es als viertel oder halbe – wie sagt man das auf spanisch?? Die Speisekarte ist keine Hilfe, da steht es Zahl – 1/4 und 1/2. Die Pommes werden gewogen und nach Gewicht bezahlt, kein schlechtes Verfahren. Wir ordern 2 Hähnchen „medio“ und bekommen vier Viertel. Praktisch. Pommes mit Salz? Claro! Wohlwollendes Nicken des älteren Herrn, der für die Verpackung der Pommes zuständig ist. 3 Oldies und 2 junge Männer kümmern sich ohne Hektik und immer mit einem freundlichen Wort für die Stammkunden und einem netten Lächeln für die Neulinge um die Bestellungen. Wenn die Besetzung hier jeden Donnerstag bis Sonntag im Laden steht, haben sie sich ihre freien Tage mehr als redlich verdient!

Es geht auf 16 Uhr zu, dann ist Feierabend. Die Warteschlange wird kürzer, die meisten Tische sind abgeräumt. So viele gibt es aber auch gar nicht. Hier sitzt man auf gefliesten langen Bänken nebeneinander, auch schon mal mit Fremden Ellbogen an Ellbogen. Das to-go-Geschäft überwiegt allerdings und auch wir ziehen glücklich mit unseren Brathendln wieder den Berg hinunter.

Am 2. Abend trifft unüberhörbar Peter mit Hilde und dem blauen Bus ein. Hupp-hupp, wie peinlich. Lautes Klopfen an die Tür und ebensolches Rufen „jemand zuhause“. Dazu das Bellen der Hilde. Spätestens jetzt weiss jeder, dass wir hier sind :-).

Aber ein Wiedersehen mit Menschen, die man aus der Heimat kennt, so viele Kilometer von zu Hause entfernt, das ist schon schön. Da darf es dann auch mal etwas lauter zugehen. So stehen wir erstmalig mit noch 2 weiteren Wohnmobilen in Altafulla, ein grosses französisches Wohnmobil mit PKW-Anhänger gesellt sich zu späterer Stunde noch zu uns. Ganz ungewohnt, waren wir doch sonst immer ganz allein mit den Palmen.

In der Nacht weht es ordentlich. Uns zieht es zum Baumarkt in Tarragona, mal wieder. Wir wollen einen Ölradiator erwerben da unser kleiner Heizlüfter einen Totalausfall hatte und wir schonmal ganz gerne elektrisch heizen wenn wir denn mal Landstrom haben. Den Radiator haben wir bei den anderen Freunden in Aktion erlebt und sind ganz angetan. Bauhaus Spanien offeriert solche Geräte auch mit geringerer Wattzahl sodass die schwache Absicherung der örtlichen Stromkreise kein Problem sein sollte. Dann streben wir dem Stellplatz in Roquetes zu. Das liegt am Ebro, gegenüber von Tortosa und bietet einen Stellplatz mit Stromanschlüssen. Entsprechend beliebt ist der Platz und wir rutschen auf den letzten freien Platz. Die Fahrt hierher war begleitet von ordentlich Wind, Regen und zwei wundervollen, übereinanderliegenden Regenbögen. 

Viele Hunde sind des Hasen Tod. Am 2. Abend auf dem Stellplatz von Roquetes haut es erst zweimal einzelne Sicherungen raus und dann verabschiedet sich die Generalsicherung: der ganze Platz ist ohne Strom. Von „so ein Scheiss“ bis zu „war ja klar, wenn alle auf einmal heizen“ sind vielfältige Aussagen der versammelten, vorwiegend männlichen Fachleute zu hören, die sich mit Taschenlampen bewaffnet um eine der beiden Stromsäulen versammeln. Der zwischenzeitlich ebenfalls eingetrudelte Peter sieht etwas schadenfreudig aus, hat er doch erst gar kein Stromkabel anschliessen können. 10 Stellplätze, 8 Stromanschlüsse – die rechnung geht nicht ganz auf, da bleiben immer zwei übrig bzw. stromlos. Wir sind entspannt, die Batterien sind voll, Laptop, Rasierer, Kamerakku’s – alles ist geladen. wäre nice to have, der Strom aus der grossen Steckdose. Aber wenn nicht, geht es auch. Am nächsten Tag erbarmt sich dann eine Wohnmobilistin und informiert die Leute im Rathaus. Die sind not amused und lassen sich entsprechend Zeit, den Strom wieder zum fliessen zu bringen. Da das ganze (noch) gratis ist, meckert aber auch keiner. Lediglich die Neuankömmlinge fahren teilweise gleich wieder. Wo es doch keinen Strom gibt. Das spricht sich nämlich auch bei den neuen erstaunlich schnell rum.

Dabei ist der Platz auch stromlos kein schlechter. Volle Sonneneinstrahlung beschert unseren Batterien via Solarpanneelen Nachschub. Die VE, der ganze Platz sind ziemlich neu und sauber. Der Ausblick könnte schlechter sein, wir gucken auf die alten Klostergemäuer, die heute eine Bibliothek beherbergen. Davor ist ein im Sommer durch Platanen begrünter Spiel- und Picknickplatz. Spanisches Leben garantiert aber in der Nacht ist es recht ruhig. Schräg gegenüber ist ein grosses Fitness-Studio samt Hallenbad mit Sauna, Dampfbad und grossem Whirlpool. Für 11,50 haben wir zeitlich unbegrenzten Zugang zum Bad, können unsere Bahnen ziehen, dampfen ein paar Minuten vor uns hin und lassen unsere Rücken von Blubberblasen umwirbeln. Danach noch ausgiebig duschen – ich fühle mich tiefengereinigt und nach der Bewegungseinheit auch richtig gut.

Morgen geht es weiter. Dann haben wir etwas Overtime hier gehabt. es wird hoffentlich keiner was sagen. Vielleicht haben wir uns auch verrechnet, 72 Stunden …. wann sind wir eigentlich angekommen??

Und wohin? Das ist eine gute Frage. Es zieht uns ja immer noch nach Frankreich. Die Temperaturen sind auch hier in den Keller gegangen. Obwohl wir die Heizung weniger laufen lassen, akklimatisiert sind. Frankreich ist nochmal etwas kühler. Aber wir nähern uns dem Februar…. vielleicht wird es ja doch allmählich frühlingshaft. Schaun wir mal, dann sehn wir schon. Oder wir drehen uns noch etwas im Kreis, bummeln nochmal nach Roses, lassen uns etwas von Dali inspirieren. Ein bisschen was gibt es ja schon noch zu entdecken, hier in Katalonien.

Werbung

Schreiben Sie einen Kommentar

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Wechseln )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Wechseln )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Wechseln )

Verbinde mit %s

%d Bloggern gefällt das: