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Erste Schritte

Fahren am Abgrund – von Roses nach El Port de la Silva 27. Januar 2023

Fahren am Abgrund

Frühstück in Roses, mit Blick auf den Fischereihafen. Ganz profan auf einem Parkstreifen. Von hier aus könnte man sogar zum Leuchtturm laufen, 19 Minuten zeigt Google maps an. 19 Minuten mit Blick aufs Wasser mit einem attraktiven Ziel. Wenn da der Wind nicht wäre. Mein Mann ist absolut unwillig, vor die Tür zu gehen, der Weg zum Bäcker hat ihm gereicht.

Also fahren wir. Parken unterhalb des – war ja klar – geschlossenen Castello. Gleich gegenüber vom Mini-Leuchtturm. Der ist ebenfalls eingezäunt und nicht zugänglich, trotzdem hübsch anzusehen. Und der Blick von hier über die Bucht bis rüber nach Empuria ist einfach klasse. Die Küste ist felsig, zerklüftet, im Hintergrund erheben sich schneebedeckte Berge. Ein Wanderweg führt von Bucht zu Bucht. Wenn man denn wanderwillig ist. Nicht so fussfaul wie wir.

Rosinante bringt uns in die Berge. Mit sagenhaften 40 kmh schrauben wir uns Kurve um Kurve hinauf, um runter gucken zu können. Die Leitplanken geben einen Hauch von Sicherheit. Trotzdem fühlt es sich an wie ein Tanz immer am Abgrund entlang. Ich bin nicht mehr so schwindelfrei, solche Strecken lösen leichte Schnappatmung bei mir aus. Ommmm…. immer schön auf die Strasse schauen und weit voraus. Die Kurven erahnen bevor wir sie nehmen, zurück schalten, bremsen, beschleunigen, wieder hoch schalten. Die PkW bleiben geduldig hinter uns und ich bin froh, dass keine Radler gerade ihr Bergtraining absolvieren. Die Paradores nutzen wir in erster Linie, um den Hinterleuten freie Fahrt zu gewähren. Der Wind rüttelt hier besonders heftig an Rosinantes Aufbau.

Tiefe Täler, baumbestanden, karge Hänge, mit Steinen übersät. Es ist eine einsame, menschenleere Landschaft. Erstaunlich leer. Nur die Strasse windet sich hindurch und ab und an steht eine kleine Schutzhütte aus grobem Stein gemauert.

Unter uns liegt das Meer, strahlend blau mit weissen Krönchen. Windbewegt. Am Horizont zieht ein weisser Frachter Richtung Küste. Cadaques zieht seine weissen Häuser die Hänge der Bucht hinauf. Auf einem kleinen Hügel mittendrin erhebt sich die Kirche. Sehr malerisch. Der zentrale Parkplatz ist sogar für Wohnmobile zugelassen, kostet aber ein ziemlich hohe Parkgebühr. Wir steuern P4 an. Der liegt weit ab vom Schuss im Nirgendwo aber dafür ganz nah am Dali-Haus. Eine kleine, felsgesäumte Bucht mit ebenso kleinen Fischerbooten. Die sind fast alle auf den steinigen Strand gezogen, ruhen aus, zu windig heute für sie. Sogar die Queen Mary hängt an einer kleinen Mooringboje, nutzt den Spielraum der Leine bis zum letzten Zentimeter aus. An Land stehen die Reusen und Markierungsbojen, liegen die Netze in blauen Tonnen.

Das Hotel ist verschlossen, das Dali Haus wird gerade frisch gemalert, kein Zugang möglich. Schade. Denn die silbernen Köpfe und die überdimensionalen weissen Eier auf dem Dach verheissen sehenswertes im Inneren. Ein riesiger Olivenhain dehnt sich um das Gebäude aus, kleine Häuschen, schlicht und doch kunstvoll dekoriert stehen dem Museum gegenüber. Schiefer ist das vorherrschende Gestein. Mauern, Gehwege, alles ist daraus gemacht.

Ein Weg zieht sich den Berg hinauf, bringt mich zu einer kleinen Kirche, deren Tür einladend einen Spalt offen steht. Schlicht ist sie, Jesus am Kreuz ist ganz aussergewöhnlich gestaltet und hängt aussen, vor der Kirchentür. Im Inneren bieten nur 4 Bänke den Gläubigen Platz vor dem Altar aus Metall. Kunstvoll, aussergewöhnlich, auf eine berührende Weise Ruhe und Hoffnung spendend. Sie macht was mit mir, diese kleine Kirche.

Nur wenige Menschen begegnen mir, gucken sich das Dali Haus von aussen an, genau wie ich. Schauen auf die Bucht hinaus, über die Olivenbäume hinweg. Eine Schiefermauer zieht sich den Weg entlang, der Zahn der Zeit hat an ihr genagt, Lücken in ihre Krone gerissen. Aber sie steht und grenzt ab, sperrt immer noch ein und aus.

Auf dem Parkplatz stehen mittlerweile noch weitere Wohnmobile. Uns zieht es aber weiter. Zu viel Wind hier findet der Beifahrer. Eigentlich schade, denn von hier hätten wir auch gut zu Fuss in den Ort laufen können. Wenn der Wind mal nachgelassen hätte. Egal, wir haben ja auch gerne Ziele für die nächste Tour.

Die Strasse nach El Port de la Selva ist noch schmaler und genauso gewunden wie die nach Cadaques. Ein äusserst bewegtes Meer liegt vor uns. Der Ort duckt sich in eine Ecke der Bucht, streckt aber seine Fühler schon weiter aus. Ein Parkplatz hinter einem winterfest verschlossenen Appartmentbau gewährt uns etwas Schutz vor dem immer noch starken Wind. Der die Wellen hoch auf den Strand schiebt, sehr zum Vergnügen eines Surfers.

Dunkle Wolken, aufgehellt durch die untergehende Sonne, bedrohlich und faszinierend zugleich.

Durchgepustet und zufrieden geniessen wir die wohlige Heizungwärme im Wohnmobil.

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