28.01.2023 – Zurück in Frankreich
Woran merkst Du, dass Du wieder in F bist? Genau, am Dieselpreis und am grottigen Internet via Mobiltelefon. O2 kann wohl mit den französischen Sendemasten nicht so gut. Jedenfalls ist es schlagartig vorbei mit dem schnellen hochladen von was auch immer. Bis sich die Google Maps Karte aufgebaut hat, bist Du schon 3x an den gewünschten Ort gelaufen.
Jetzt sind wir also wieder im Land unserer Träume, in La France. Was man auch an den Farben der Häuser in den Küstenorten erkennen kann. Und irgendwie sieht es in Cerbere auch gleich etwas attraktiver aus als z.b. noch in Portbou, was sich in Banyuls-sur-mer nochmal steigert und fast Lust auf einen Stopp macht. Aber nur fast. Das Wetter lässt uns weiter fahren.
Der Empfehlung unserer Freunde folgend, sind wir die Küste entlang gefahren. Von Roses über El Port de la Selva (Übernachtung hinterm Appartmentkomplex auf einem schnöden Parkplatz), via Llanca, Cholera, Portbou, Cerbere, Banyuls-sur-Mer (der nicht unattraktive französische Küstenort) bis hier nach Elna. Collioure haben wir ausgelassen, es ist windig, dunkle Regenwolken hängen am Himmel – kein guter Zeitpunkt, um die Schönheit Collioures aufzunehmen. Argeles-sur-Mer durchfahren wir am Rande, die versierte Navigatorin in der Google Map App ist wieder ziemlich desorientiert und empfindet irgendwelche obskuren Routen als kürzer/besser/was auch immer. Letztendlich erreichen wir aber ja doch immer unser gewähltes Ziel, von daher haben wir uns damit (fast) abgefunden. Was mich nicht von Verwünschungen und Flüchen abhält.
Die Strecke jedenfalls ist kurvenreich und nichts für Leute mit schwachen Nerven. Steil geht es hinunter. Unten tobt das Meer, kracht mit weissen Schaumkronen gegen die felsengespickte Küste und rauscht in die engen Buchten. Die kleinen Yachthäfen dort bieten den darin festgemachten Booten guten Schutz. Die Häuser der Ortschaften klammern sich an die Hänge und sogar einen internationalen Bahnhof sehen wir ausgeschildert. So richtig schön sind die Orte nicht. trotzdem scheint im Sommer das touristische Leben im vollen Gange zu sein. Jedenfalls der Anzahl der Appartment- und Hotelbauten nach zu urteilen. Mit wagemutigen 50 kmh schrauben wir uns die Berge hinauf und hinunter. Meistens sind wir allerdings langsamer. Sehr zur Freude der nachfolgenden PKW. Hinweisschilder wie „Überholverbot“ oder „40 kmh“ lösen bei uns Verwunderung aus…. wo bitte konnte man denn vorher überholen oder gar viel schneller als 40 fahren???? Wohnmobilfahrer werden darauf hingewiesen, den Wind zu beachten und entsprechend vorsichtig zu fahren. Machen wir. Denn wir wollen nicht kopfüber zwischen den Felsen landen wie der PKW heute früh kurz hinter El Port de la Selva. Polizeiliches Flatterband hatte die Unfallstelle eingerahmt, vermummte Spaziergänger standen um das Unfallauto herum, war wohl schon eine Weile her, dass der Wagen von der Strasse abkam.
Auf 445 Metern Höhe geht es durch einige Tunnel. Kurz vorm Col de Belitres und dem französischen Grenzübergang steht mitten im Nichts eine Cepsa-Tankstelle. Deren Preise sind schon grenznah angepasst und liegen deutlich höher als noch in Roses. Aber immer noch unter denen in Frankreich. Also nochmal 17 Liter in Rosinantes Tank gequetscht, weiter geht es. Die Kassiererin spricht ganz weltfraulich englisch mit mir. Die ehemaligen Gebäude der Grenzstation sind mit Graffitis voll geschmiert, was die schnöden Betonbauten jetzt auch nicht wirklich aufwertet. Wie aus der Zeit gefallen kauern sie auf und neben der Strasse. Immer wieder haben wir spektakuläre Ausblicke in die Buchten und aufs Meer.
Am Cap Cerbere haut es mich fast aus den Schuhen und das Handy muss ich beim fotografieren gut festhalten. Für ein kurzes Video der eindrucksvollen Szenerie suche ich Schutz hinterm Leuchtfeuer und bin froh, als ich wieder im Wohnmobil sitze. Brrr, voll ungemütlich da draussen.
„Route des Vins“ – wer hätte es geglaubt. Fahren wir doch durch kahle Weinberge. Deren knorrige Rebstöcke mit niedrigen Steinmauern kunstvolle Muster über die gewellten und faltigen Berghänge ziehen. In windgeschützten Ecken unterhalb der Strasse blühen Bäume.
In Argeles-Plage hätten wir am Plage stehen können. Der Platz ist laut Pass etapes App auch gut besucht. Der daneben liegende Campingplatz ist zwar geschlossen, aber Nähe zum Meer/Strand zieht ja immer. Uns zieht es weg vom Meer, weg vom Wind. So hoffen wir zumindest.
In Elne stehen einige Wohnmobile auf einem Parkplatz in der Nähe des Ortszentrums. Kurz zögern wir, vielleicht doch hier stehen? Da wir aber die Toilettenkassette leeren müssen, der Himmel uns heute keinen Strom liefert, entscheiden wir uns doch für den Pass Etapes Stellplatz. Der hier irgendwo sein muss, auch wenn die Wege der Google-Dame wieder mal unergründlich sind. Nach einigem Hin und Her stehen wir aber vor der Schranke und pünktlich zum immer wieder einsetzenden Regen können wir uns in unser rolling home verkrümeln.
Ganze 5 Wohnmobile stehen nun hier. Platanen strecken ihre kahlen Äste in den Himmel. Keine Menschenseele ist unterwegs. Ein winterlicher Samstagnachmittag in Okzitanien.