Nebel, Schnee und der Kreis schliesst sich

05.-06.03.2024 Nebelwald, Schnee und der Sizilienkreis schliesst sich
Von Naxos geht es erstmal ein Stück zurück. Werner zieht es mit Macht noch einmal nach Santo Stefano und zum dortigen Keramikverkauf Terredisole. Und ich lass mich gerne mitziehen.
Vielleicht hätten wir aber den heutigen Regentag noch in Naxos aussitzen sollen. Egal. Jetzt sind wir on the road, Richtung Randazzo. Ganz naiv wie wir sind, denken wir, damit ist es höhentechnisch dann auch gut. Das wären so um die 800 Höhenmeter, kein Problem für uns. Auch wenn sich der Ätna heute verhüllt, ist die Fahrt bis Randazzo absolut interessant. Wir sehen noch einmal die Lavafelder, die schönen, alten und leider auch oft verfallenden Gebäude, die inmitten der Olivenfelder stehen. Die Bahnlinie der Circumetnea begleitet uns auch immer wieder. Dann verlassen wir den Railwaytrail und es geht Richtung Westseite der Insel. Der Ätna bleibt zurück und wir schrauben uns hoch und höhe und höher und höher. Alles verändert sich. An den Strassenrändern liegen vereinzelte Schneereste, klein, unscheinbar. Noch schmunzeln wir darüber.
Dann wird der Schnee mehr. Es geht durch dichten Wald. Der jetzt, noch ohne Blätter, skurril und märchenhaft zugleich wirkt. Die Äste sind mit Moosen und Flechten bewachsen, grünliches Grau auf schwarzem Holz. Nebel wabert um uns herum, wird dichter, macht das Fahren anstrengend. Wir könnten auch durch ein winterliches, deutsches Mittelgebirge fahren, die Ähnlichkeit ist verblüffend. Auf den Schildern ist neben den Schneeflocken jetzt auch ein Räumfahrzeug abgebildet. Immerhin, es wird geräumt, die Strasse ist frei. Das hier kaum Autos unterwegs sind, erklärt sich eigentlich von selbst. Zwischen den Bäumen tauchen Picknickplätze und Holzhütten auf. Sogar zwei grössere Albergos und einen Campingplatz (auf 1200 Meter gelegen!) entdecken wir. Hier Urlaub machen?
Unser höchster Punkt liegt bei über 1500 Metern, die Heizung gibt inzwischen alles. An einem kleinen Pass faucht der Wind den Berg herauf, lässt Bäume und Rosinante erzittern und erschreckt mich etwas.
Endlich geht es leicht abwärts. Zwei spitze Hörner kommen uns unterhalb der Leitplanke entgegen…. Hörner? Ja, mit einem schwarzen Rindvieh drunter. Das Auto vor uns wird noch langsamer, macht einen Schlenker. Ein Hornvieh steht quer auf unserer Fahrbahn, mit hochgerecktem Kopf nascht es von einem immergrünen Baum. Ich bleibe stehen, ein anderes Auto kommt entgegen, da kann ich nicht ausweichen. Das Rindvieh dreht sich um, senkt den Kopf…. oh, Gott, die Hörner sind ganz schön spitz, die können so ein Autoblech bestimmt mit Leichtigkeit aufschlitzen …. nein, nicht dran denken ….. ein fixierender Blickwechsel, dann wird Rosinante anscheinend als zu bedrohlich eingestuft und das schwarze Klauentier dreht ab, gesellt sich zu seinen Kollegen, die oberhalb der Strasse nur schemenhaft unter den Bäumen zu erkennen sind.
Wenige Kilometer weiter turnen Ziegen herum – zum Glück nicht auf der Strasse und dann sehen wir noch einige schwarz-weisse Borstenviecher, die fröhlich den Waldboden umgraben.
Je tiefer wir kommen, je dichter wird der Nebel, das Fahren wird noch anstrengender für mich. Das Navi möchte uns wieder auf ominöse Abkürzungen schicken, die wir alle ignorieren. Wir bleiben Sturheit auf der SS289, die ist schon anstrengend genug.
Und dann liegt das Meer unter uns, vor uns. Aufgepeitscht vom auflandigen Wind kocht es, ist grün vor Wut. Ein Streifen am Ufer ist braun-grün, die Wellen tragen weisse Schaumkronen. Weiter hinten wird es jadegrün und geht dann in Smaragdgrün über. Meer ist nicht nur blau.
Die Flussbette, die sich überall von den Bergen bis zum Meer ziehen, bringen das Regenwasser bergab. Überall sprudelt es aus den Felshängen, läuft über die Strasse, weiter den Berg runter bis es sich irgendwo sammelt, um in einem breiteren Strom Richtung Meer zu fliessen.

Nebelfrei geht es dann entspannt entlang der Küste nach Santo Stefano. Wo wir uns schon fast ohne Navi auskennen und zielstrebig gegenüber der Keramikfirma parken. Hier verbringen wir auch die Nacht, mit den Schafen nebenan und dem eingesperrten Hütehund, der immer vor Freude ganz ausser sich ist, wenn sein Herr mit dem Auto vorfährt und mit ihm spielt.

Bei Terre di Sole sind wir jetzt schon fast Stammkunden, haben einige Euros dort gelassen. Aber die Sachen gefallen uns einfach gut, die Preise sind super (wir bekommen auf fast alles zwischen 40 und 50 % Rabatt) und nette Leute sind es obendrein.

Cefalu ist verlockend nah, ob wir vielleicht nochmal hinfahren sollten? Nein, wir fahren Richtung Messina, noch einmal auf dieser Seite der Insel, entgegen unserer ersten Fahrtrichtung. Was uns nochmal neue Eindrücke beschert. Dann geht es wieder bergauf, enge Serpentinen, mit Pflastersteinen ausgelegt. Einige Radfahrer kommen uns entgegen. Einer winkt uns zu, schiebt sein schwer bepacktes Rad den Berg hoch. Bewundernswert.
Und dann liegt Messina unter uns, grosse Frachtschiffe liegen auf Reede. Wir schieben uns durch den Verkehr der Stadt. Müssen höllisch aufpassen, keinen der links oder rechts vorbeiziehenden Motorroller umzunieten. Rote Ampeln gelten offenbar nicht für Zweiräder.
Noch eine letzte Nacht auf der Insel, dieses Mal ohne Sonnenuntergangsblick, dafür stehen wir mit Blick auf das Tor zum Marinegelände. Rechts von uns ein Monument, bestimmt ein Admiral oder sowas, hinter uns eine Skate- und Ballsportanlage.
Jetzt müssen wir morgen nur noch das Fährterminal und den Ticketschalter finden, dann geht es wieder rüber, aufs feste Land.

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